15h05 CEST
23/08/2024
Mit Unruhe im und um den Verein geht die Wiener Austria in einen richtungsweisenden Monat. In den nächsten fünf Wochen treffen die bisher wenig überzeugenden Veilchen auf den LASK, Sturm Graz, Rapid und Salzburg. Am Sonntag strebt die Austria vor heimischem Publikum nach einem zuletzt seltenen Erfolgserlebnis gegen die Linzer. Der Spagat zwischen Wunsch und Realität macht den Verantwortlichen nachhaltig zu schaffen.
Dass die Austria unlängst mit 8.000 Vereinsmitgliedern und 8.000 verkauften Abos einen neuen "Meilenstein" verkünden durfte, ist für Manuel Ortlechner die "Antithese zur gefühlten Aura um den Verein in den letzten Wochen". Der Sportdirektor des Tabellensiebenten weiß, dass hauptsächlich Siege für Ruhe sorgen würden. "Natürlich wäre es besser, Woche für Woche zu gewinnen. Wer aber das fordert, ist realitätsfremd, der lebt brutal in der Vergangenheit."
Von anhaltenden Querschüssen im Verein ist die Rede, manchmal werden die Unstimmigkeiten in der sportlichen Arena sichtbar. Im letzten Heimspiel etwa, als die organisierte Fanszene mittels Spruchband den Abgang von Sportvorstand Jürgen Werner und Ortlechner forderte. Letzterer appellierte am Freitag daran, die Kritik von Einzelpersonen zu lösen. Entscheidungen würden stets als Gruppe getroffen. "Ich weiß, dieser Verein ist sehr oft sehr kompliziert. Wir haben einige Stakeholder-Gruppen mit einer hohen Erwartungshaltung." Er betonte, dass die sportliche Führung "keine Ponyhof-Mentalität" pflege.
Von Aufbruchstimmung unter Neo-Trainer Stephan Helm ist jedoch wenig zu spüren. Helm bemühte das Bild vom "Prozess", der nach acht Wochen logischerweise nicht weit gediehen sei. "Ich bin davon überzeugt, dass wir noch lange nicht auf unserem Toplevel angekommen sind. Jedes Spiel ist eine Gelegenheit, sich dem Idealbild anzunähern."
Bisher wurde nicht recht klar, wofür die Austria unter Helm stehen soll. "Im Spiel gegen den WAC waren wir richtig gut mit dem Ball, waren sehr oft im gegnerischen Strafraum, haben den Gegner vom eigenen Strafraum weggehalten. Das ist genau unsere Herangehensweise. Wenn uns das gelingt, sind Tore die Folge daraus", sagte Helm.
"Auch ich bin der Meinung, dass das ganze Leistungsspektrum der Mannschaft nach wie vor nicht ausgeschöpft ist, dass wir viel Luft nach oben haben", meinte Ortlechner. "Aber es ist aus meiner Sicht alternativlos, dass man kühlen Kopf bewahrt." Am Transfermarkt ist laut Ortlechner keine Hektik zu erwarten. "Von der Zugangsseite wird wahrscheinlich nicht mehr großartig viel passieren, abgangsseitig traue ich es mich nicht ausschließen."
Gegen den LASK sind die Wiener sieben Partien sieglos. Die jüngsten drei Aufeinandertreffen in Favoriten endeten remis, der letzte Heimsieg ist bereits sieben Jahre her. Kevin Friesenbichler und Felipe Pires erzielten beim 2:0 am 12. August 2017 die Tore. Seither lief der LASK der Austria den Rang ab, die Personalien wechselten vornehmlich von Linz nach Wien. Die nunmehrigen Violetten um Trainer Helm, Sportvorstand Werner und Spieler wie Reinhold Ranftl, Marvin Potzmann, Andreas Gruber und Marko Raguz standen vor nicht allzu langer Zeit beim LASK unter Vertrag.
Doch auch beim LASK gibt ein Mann mit Austria-Vergangenheit seit Kurzem den Frontmann. "Persönlich ist es für mich ein besonderes Spiel, ich habe 19 Jahre bei dem Verein verbracht", erinnerte Trainer Thomas Darazs an seine Spielerlaufbahn in violett. Dies, nachdem sein Team beim Heim-1:1 im Europa-League-Play-off gegen FCSB Bukarest enttäuscht hatte. "Ich wünsche mir, dass wir die nächsten Tage nutzen, um auch erfolgreich heimzufahren am Sonntag." Er wünschte sich mehr Konstanz, um "die guten Phasen, die wir in unserem Spiel haben", über einen längeren Zeitraum gestalten zu können.
Der Kapitän und der Stammgoalie werden fehlen. Robert Zulj zog sich im Europacup einen Nasenbeinbruch zu, Tobias Lawal verletzte sich beim Aufwärmen an der Oberschenkelrückseite. Jörg Siebenhandl, der Bruder von Austria-Tormanntrainer Udo Siebenhandl, wird damit erneut das Linzer Tor hüten. Auch ÖFB-Teamstürmer Maximilian Entrup fehlt dem LASK weiter. Die Personalsituation der Austria ist unverändert zum 1:1 in Hartberg.