15h55 CEST
23/08/2024
Die Bürde des Meisters ist Sturm Graz bisher anzumerken. Championsreife Auftritte ist die Elf von Christian Ilzer in den ersten vier Pflichtspielen der neuen Saison schuldig geblieben, Intensität, Dynamik und Spielwitz sahen in Graz in den vergangenen Monaten oft ganz anders aus. "Wir müssen die Performance nach oben schalten, dürfen aber nicht zu stark verkopfen", sagte Ilzer vor der Pflichtaufgabe zuhause gegen Lieblingsgegner Altach am Samstag (19.30 Uhr).
In Graz hieß der Sieger dieser Partie in 16 von 20 Fällen Sturm. Seit dem einzigen Auswärtssieg der Vorarlberger an einem kalten Dezembertag 2019 (2:1) gewann Sturm sechs der folgenden acht Duelle. Nicht immer mit Glanz und Gloria, aber letztlich doch - in der Meistersaison mit 2:1 und 1:0.
Arbeitssiege werden vom Doublesieger dieser Tage gern genommen. Spät zurückgekehrte EM-Fahrer, die Abgänge von Alexander Prass und David Schnegg, Neuzugänge mit Adaptionsbedarf und ein Virus, das auch in dieser Trainingswoche weiter grassierte, werden als Formhemmer angeführt. Die Auslosung kann als gnädig bezeichnet werden. Pflichtsiege gegen Altach, Ried im Cup und WSG Tirol sollten vor der Länderspielpause zu bewerkstelligen sein.
Gelingen sie nicht, könnte sich noch vor dem Königsklassen-Start eine unangenehme Dynamik in Graz entwickeln. "Die Jungs müssen die Balance finden, einige Spieler sind (erst) kürzer da", sagte Ilzer vor seinem 200. Spiel als Bundesliga-Trainer. "Wir haben unsere Leistungen genau reflektiert. Wir waren nicht zufrieden. Die Gründe sind aber logisch nachvollziehbar."
Altach und Trainer Joachim Standfest legten nach dem verpatzten Start den Retourgang ein. Unter dem Motto zurück zu alten Tugenden haben sich die Vorarlberger mit Siegen gegen den LASK und WAC Luft verschafft. "Wir haben in der Vorbereitung sehr viel Wert auf Ballbesitz gelegt und dann gleich mal einen Denkzettel gekriegt. Ich denke, der Schritt zurück war der richtige", stellte Standfest fest. Kompaktes Verteidigen im Block und das Umschaltspiel wurden wieder mehr forciert. Stürmer Gustavo Santos dankte dies als Torschütze aller fünf Altach-Treffer.
So viele sind der gesamten Sturm-Mannschaft nicht gelungen (vier). Vesel Demaku schaute seinen Ex-Kollegen genau auf die Beine. "Die Spiele waren nicht berauschend, aber die Punkte haben sie trotzdem gemacht. Sie hatten auch den einen oder anderen EM-Fahrer, der später dazugestoßen ist. Ich glaube, sie werden immer besser", meinte Altachs Mittelfeld-Stabilisator.
"Es ist ganz normal. Du investierst sehr viel in die Zeit, wo es knapp hergeht - irgendwann bist du leer", äußerte Standfest, selbst zweifacher österreichischer Meister (2004 GAK, 2011 Sturm), Verständnis über den steirischen Stotterstart. Obwohl Sturm am Transfermarkt "noch einmal richtig zugeschlagen" hätte, würden die großteils jungen Spieler wohl etwas Zeit brauchen, mutmaßte Standfest.
Der Zeitpunkt für eine Überraschung scheint nicht allzu schlecht. "Du wirst nicht alle Spiele gegen Sturm gewinnen, aber das eine ist vielleicht am Samstag." Noch kein Thema ist Salzburg-Leihgabe Dijon Kameri, der nach Knöchelproblemen am Montag ins Training einsteigen wird.